In diesem Sommer stehen uns zwei Einschulungen bevor. Die Mittlere kommt in die Grundschule, die Große geht nun auf die weiterführende Schule. Und beide Einschulungen sind an einem Tag. Das wird bestimmt schön. Zuvor allerdings müssen wir eine ganz andere Hürde nehmen: das Geld!
Denn Kinder in die Schule zu bekommen ist ganz schön teuer! Allein für das Schulmaterial der beiden Mädchen wie Hefte, Ordner, Kladden oder Pinsel habe ich satte 75 Euro bezahlt. Hinzu kommen dann Bücher, die wir anschaffen müssen und Geld, dass wir schon beim Kennenlernnachmittag und -abend für weitere Materialen, Holzkisten oder Klassenkassen bereithalten sollten. Dann ist da noch die Ausstattung selbst, also die Tornister. Ein Tornister kostet inzwischen um die 250 Euro.
250 EURO! Ein Preis, der mit nichts zu rechtfertigen ist. Das sind ja keine hightech-carbon-NASAmäßigen-Superteile, die nix wiegen und unkaputtbar sind. Nein, das sind einfach quadratische Taschen, die die Kinder nach spätestens drei Jahren hässlich finden. Nicht einmal ökologisch sind die sinnvoll. Aber es gehört eben zum Ritual, sich einen Tornister aussuchen zu dürfen. Das will man seinem Kind natürlich nicht verwehren — und das wissen eben auch Scout und Co.
Um die Schultüte kümmert sich zum Glück die Patentante, da bin ich dann raus aus der Nummer. An dem Tag selber allerdings haben wir ja die Familie und Paten hier, und weil ja morgens Einschulung 1 ist und nachmittags Einschulung 2, möchte der ein oder andere zwischendurch auch mal was essen oder trinken. Allein im engsten Kreis sind wir in der Regel zwischen 25 und 30 Personen; ein bisschen Catering und schon sind wir bei rund 200 Euro.
Das alles machen wir auch gerne, und doch umtreibt mich eine Frage. Für uns sind diese beiden Einschulungen finanziell zwar ein Ritt, auch deswegen fahren wir in diesem Sommer (wieder) nicht groß in den Urlaub. Aber wir kriegen es ja hin. Wie aber ist das bei Familien, die geldtechnisch deutlich schlechter gestellt sind? Es gibt Zuschüsse, aber die reichen doch bei Weitem nicht! Davon kann man vielleicht einen Teil vom Schulmaterial besorgen, aber reicht das für einen neuen Scout-Tornister? Ich denke nicht. Und damit sind manche Kinder schon vor dem ersten Läuten der Schulglocke längst abgehängt.
Jutebeutel statt Tornister?
Jetzt könnte ich natürlich sagen, weil ich diesen kapitalistischen Mist doof finde, mache ich nicht mehr mit. Natürlich könnten die Mädchen ihre Sachen auch in einen Jutebeutel packen — vielleicht gehörten sie in der 9. Klasse damit sogar zu den Hipster-Kindern. Sie sind aber nicht in der 9, und in der 1 und in der 5 trägt man halt so teure Dinger auf dem Rücken. Und auch wenn ich es nicht gut finde, möchte ich meinen Töchtern Teilhabe ermöglichen und das bedeutet auch, gewisse Trends mitzumachen. Der große Unterschied ist dabei: Ich kann mich entscheiden, mitzumachen oder eben nicht. Andere Familien schauen in ihr Portmonee und die Entscheidung ist längst gefallen. Erste Lehrstunde in der Schule: soziale Ungleichheit.
Gerade habe ich noch nicht die ganz große Idee, wie diese Schulnummer auch ne Runde günstiger geht. Eine Deckelung der Tornisterpreise sehe ich aktuell nicht kommen, gleiches gilt fürs Schulmaterial (warum muss es noch gleich ein „Pelikan“-Farbkasten sein und warum muss der 15 Euro kosten?). Was aber wir Eltern machen können, ist bei diesem Party- und Geschenkemarathon auszusteigen. Vielleicht tut es auch den eigenen Kindern gut, wenn sie nicht so überladen sind mit neuen Spielsachen und großen Veranstaltungen. Dann hätten sie auch Zeit und Ruhe für das eigentlich wichtigste am Einschulungstag: das Auspacken der Schultüte!