Liebe kinderlose Freundinnen, was ich euch noch sagen wollte… 

Neulich war meine (kinderlose) Freundin für ein paar Tage zu Besuch, was meine Töchter gleichermaßen freut wie mich. Sie gehen nämlich selbstverständlich davon aus, dass meine Freundinnen auch ihre sind.

Dieser Besuch hat mich noch einmal nachdenken lassen über meine Freundschaften. Viele meiner Freundinnen haben keine Kinder. Oder noch keine Kinder. So genau weiß ich das nicht, vielleicht ebenso wenig wie sie selbst. Wie alles im Leben sind auch Freundschaften dynamische Gebilde, denn so wie das Leben der einen spielt, so läuft das Leben der anderen vielleicht in eine ganz andere Richtung.

Es gibt ja dieses Sprichwort „Es braucht ein ganzes Dorf um ein Kind großzuziehen“. Da ist viel dran, und darin steckt noch so viel mehr. Ich bin mir sicher: Es braucht ein ganzes Dorf, damit ein MENSCH gut gedeihen kann. Auch als Erwachsene brauche ich meine Dorfgemeinschaft, meine Freundschaften, um zu wachsen.

Und gerade als Mutter brauche ich auch euch, liebe kinderlosen Freunde und Freundinnen. Ihr wohnt nebenan, in einer anderen Stadt oder auch in einem anderem Land. Wir sehen uns oft, manchmal telefonieren wir auch bloß. Manchmal ist es auch nur eine kurze WhatsApp, die uns wieder zusammenbringt. Es könnte so vieles geben, das uns als Freundinnen trennt — viel mehr haben wir aber, das uns verbindet.

Was ich euch noch sagen wollte:

Ihr habt zwar keine eigenen, aber ihr habt meine Kinder. Mal nur für einen kurzen Moment, wenn ihr ihnen gerade ein Buch vorlest, mal auch ein ganzes Wochenende.

Ihr habt die Nerven, wenn ich sie nicht habe. Wenn ich abends heule, weil das Kind nach zwei Stunden (mal wieder) nicht einschlafen will, übernehmt ihr das einfach am nächsten Abend.

Ihr habt den Blick für die weite Welt, ich hingegen schaffe es kaum hinaus über den Gartenzaun zu schauen.

Ihr habt die Worte, die mir fehlen. Dieser Erwachsenensprech, diese Themen, über die alle gerade im Büro, in der Bar, auf Konferenzen sprechen. Meine Worte kreisen gerade eher im Kita-Kosmos.

Ihr habt die Leichtigkeit, eine ganze Nacht lang durchzutanzen. Allein die Vorstellung daran, das auch mal wieder mit euch machen zu können, hilft durch diese durchwachten Nächte.

Ihr habt Zeit, auch wenn ihr das manchmal selbst nicht seht. Ihr habt so viel Zeit, dass ihr bei Verabredungen mit mir einfach sagt: „Wie es dir passt!“ Ich hingegen sage: „Ich muss gucken!“

Ihr habt Geduld, weil ihr wisst, dass auch ich irgendwann wieder zur Verabredung sagen kann: „Wie es dir passt!“

Manchmal habt ihr auch die Sorge, dass eure Sorgen lächerlich wirken, wenn ich euch von meinen erzähle. Ich kann euch versichern: Das tun sie nicht!

Ihr seid mein Dorf, liebe Freundinnen (mit und ohne Kindern), und ich bin dankbar, dass es euch gibt!